Ihr Lieben,
Schon seit Monaten habe ich immer wieder Versuche gestartet, einen Brief an euch zu schreiben. Da meine Kraft aber oft eingeschränkt ist, habe ich meist nicht viel Zeit dafür zur Verfügung.
Wenn ich mich aus verschiedenen Gründen körperlich auslaste, finde ich meist auch keine Konzentration und Kraft mehr, um eMails zu schreiben oder einen Brief zu verfassen. Ich habe schon etliche Male den Brief angefangen, habe ihn aber nie zu Ende schreiben können. So fange ich jedes Mal von vorne an.
Es tut mir auch leid, dass ich in diesem Jahr kaum eMails beantworten konnte. Von Anfang des Jahres war ich mit meiner Gesundheit sehr schwankend. Es ging mit verstärkten Schmerzen in der Hüfte los, mit denen ich im Februar zur Reha fahren musste. Nach der Reha hatte ich Untersuchungen in Berlin, in denen Metastasen in der Lunge diagnostiziert wurden. Ein paar Tage später fing mein Becken an zu knacksen und es wurde daraufhin ein Bruch festgestellt, der während der Reha und in Berlin übersehen wurde. Wir nehmen an, dass er schon seit Anfang Dezember da war.
Für die Lunge musste ich eine Tabletten-Chemo anfangen. Damit kam dann wieder verstärkte Übelkeit. Im Juni hatte ich die nächsten Untersuchungen wo die Metastasen in der Lunge komplett verschwunden waren. Ein Fieber noch am gleichen Tag nahm allerdings die Freude wieder ein wenig. Zwei Wochen, nachdem es immer noch nicht verschwunden war, musste ich zur Abklärung nach Berlin. Das wiederum hatte zur Folge das man neue Tumorzellen im alten Bereich in der Hüfte fand. Im August musste ich darum wieder mit einer Chemo über den Port beginnen.
So schön, dass meine Kraft noch groß genug war, dass ich zur geistlichen Hilfe an einer Teeniefreizeit in Schweden teilnehmen konnte. Auch war es mir möglich, bei der Hochzeit von meiner Freundin Myri und ihrem jetzigen Mann Daniel, die im Süden stattfand, dabei zu sein. Allerdings brauchte ich in Schweden noch eine Bluttransfusion, was ohne Probleme ging. Die Chemotherapie musste ich nun ca. alle 3 Wochen über mich ergehen lassen. Am 7. Oktober stehen mir neue Untersuchungen bevor, nach denen die Ärzte das weitere Vorgehen festlegen wollen.
Es ist sehr offen, was beschlossen wird. Seit der letzten Chemo habe ich angefangen, verstärkt um Heilung meines Körpers zu beten. Ich möchte dies nicht allein mit Blick auf meine Krankheit tun, sondern vor allem im Blick auf Gottes Größe und Macht. Psalm 105:4 ist mir vor kurzem sehr wichtig geworden. „Fragt nach dem Herrn und rechnet mit seiner Macht, wendet euch immer wieder an Ihn.“ Und Kolosser 2:17 „ Die Wichtigkeit aber ist Christus selbst“.
Jesus spricht immer persönlich so zu uns, dass wir es verstehen. Manch einer von euch mag sagen, dass es Zufall ist und Jesus gar nicht da ist. Aber ich weiß, dass Er da ist und wenn ihr wirklich wollt, dass Er euch das beweist, dann wird Er sich euch zeigen auf eine Art, dass ihr es versteht.
Ich weiss nicht wie ich ohne Ihn leben sollte. Ich bin so dankbar, das ich Jesus kennen darf.
Es ist sein Verdienst, dass ich hier stehen kann mit einem Frieden und einer Freude, die, wenn sie von mir selbst kommen müsste, wohl kaum in meiner Situation möglich wäre. Er selber gibt mir die Gewissheit, dass ich das Beste noch vor mir habe- das Ewige Leben. Was nicht heißt, dass ich es hier auf der Erde nicht gut finde. Im Gegenteil, aber der Friede, den Er mit der Gewissheit gibt, macht es mir leichter in meiner Krankheitszeit nicht zu resignieren.
Ich kann es im ersten Moment zwar nicht immer erkennen(und manches Mal nie), warum dies oder jenes gut für mich ist, aber ich habe das Versprechen von Ihm, dass Er den besten Plan hat. Ich bin in meiner Beziehung zu Jesus während der letzten Monate immer weiter gewachsen. Diese Zeit möchte ich nicht missen.
Gewachsen bedeutet, dass mehr und mehr meines Herzens mit Jesus ausgefüllt wird, indem man immer mehr ihm anvertraut. So ist mein Blick immer mehr auf Ihn fokussiert. Und damit gebe ich meine Probleme an den ab, der wirklich mit ihnen umgehen kann.
Manchmal werde ich gefragt ob ich manchmal sauer auf Gott bin, weil ich so krank bin. Aber ich weiss nicht wieso ich auf den sauer sein soll, der mir am meisten hilft und immer nur das beste fuer mich moechte.
Er moechte unser gesamtes Herz weil Er weiss, dass es das beste fuer uns ist. Wuerden wir seinen Rat ernster nehmen, koennten wir das Leben geniessen, dass er sich fuer uns ausgedacht hat.
Ich habe gelernt oder realisiert, dass wir normalerweise auf einen grossen Tag warten oder sagen “wenn ich dieses oder jenes haette, wuerde ich mein Leben mehr geniessen.” Aber meistens ist es das Leben nicht viel anders wenn der grosse Tag vorbei ist, oder wir dieses oder jenes bekommen haben. Stattdessen waren wir so fokusiert auf was wir wollten, dass wir alle anderen Reize und Geschenke uebersehen haben. Wir vergessen das Leben zu geniessen und leben, weil wir staendig versuchen in die Zukunft zu schauen (auch wenn wir nur im Jetzt leben koennen). Der Weg zum Ziel ist wichtiger als das Ziel ansich.
Ich habe erlebt, dass die “Froehlichkeit” die wir kennen, keine Froehlichkeit ist, die wir einfach so haben oder aneignen koennen. Wir bekommen diese Freude von Ihm, wenn wir zu Ihm aufschauen und Ihm vertrauen. Wir sind automatisch froh, wenn wir Ihm nahe sind! Und das nicht nur weil Jesus fuer uns gestorben ist, sondern weil Er so ist! Einfach nur durch wer er ist. Deshalb kann auch in Schechter Zeiten niemand diese Freude wegnehmen!
Es gibt ein Lied, das einen Teil zusammenfasst von den „Vorteilen“ die ich habe, wenn Jesus das Sagen in unserem Leben hat. Wir können nur dazugewinnen, wenn wir unser Leben von Jesus beeinflussen lassen. Wie in jeder Beziehung lernt man sich nicht von heut auf morgen kennen, aber was solls, Er hat Geduld und wir können unser ganzes Leben dazu nutzen. Die Frage ist, ob du die Prioritäten in deinem Leben richtig setzt. Man hört es vielleicht nicht gern, aber wir sollten vorbereitet sein, damit wir unser Leben in der Ewigkeit mit Gott verbringen können. Als junger Mensch mag man meinen, dass man ja noch viel Zeit hat, sich zu entscheiden, aber auch als junger Mensch kann es plötzlich hier auf Erden zu Ende gehen. Manch einer mag sagen „ich möchte mein Leben noch genießen“, aber ehrlich gesagt, du kannst mit Jesus das Leben viel besser genießen! Ich möchte euch nicht nerven, sondern euch darauf hinweisen. Mich für IHN entschieden zu haben, war die beste Entscheidung meines Lebens.
Ich weiß nicht wie es mit mir weitergeht. Keine Ahnung, ob ich in einem Jahr noch lebe oder Jesus mich heilt, aber ich weiß, dass ich lebe, auch, wenn ich sterbe. Ganz am Anfang meiner Krankheitszeit, als ich Jesus gefragt habe, ob ich ein längeres Leben haben darf, als meine Diagnose von der Statistik her vorgibt, habe ich folgende Verse in der Bibel gelesen. Mit den Versen möchte ich diesen Brief abschließen. Es ist nicht in Worte zu fassen, wie dankbar ich für eure Gebete und Anteilnahme bin.
Phil 1,19-26
19 Weil ihr für mich betet und Jesus Christus mir durch seinen Geist beisteht, vertraue ich darauf, dass hier alles zum Besten für mich ausgehen wird.
20 Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass ich während meiner Gefangenschaft nicht schwach werde und versage, sondern dass Jesus Christus wie bisher, so auch jetzt durch mich bekannt gemacht und geehrt wird, sei es durch mein Leben oder durch meinen Tod. Denn Christus ist mein Leben und das Sterben für mich nur Gewinn. 22 Weil ich aber mehr für Christus erreichen kann, wenn ich am Leben bleibe, weiß ich nicht, was ich mir wünschen soll.
23 Beides erscheint mir verlockend: Manchmal würde ich am liebsten schon jetzt sterben, um bei Christus zu sein. Gibt es etwas Besseres?
24 Andererseits habe ich bei euch noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.
25 Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass ich am Leben bleiben und zu euch zurückkommen werde. Dann will ich euch helfen, damit euer Glaube wächst und eure Freude noch größer wird. 26 Wenn ich erst wieder bei euch bin, werdet ihr noch mehr loben und danken können für alles, was Jesus Christus durch mich getan hat.
PS:
Bitte habt Geduld, falls ihr eine eMail an mich geschrieben, aber noch keine Antwort bekommen habt. Kräftemäßig bin ich in diesem Jahr einfach sehr begrenzt. Vielen Dank für eure lieben Grüße.
7. Oktober 2009
Hier kommt Puschel selbst zu Wort!!
Hier kommt Puschel selbst zu Wort!!